In Deutschland ist bei etwa 7,2 Prozent der Erwachsenen im Alter von 18 bis 79 Jahren Diabetes mellitus diagnostiziert. Davon sind rund 90 bis 95 Prozent an Typ-2-Diabetes erkrankt. Oft bleibt Diabetes, insbesondere Prädiabetes, lange Zeit unerkannt, während die Folgeerkrankungen zunehmen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenprobleme und Nervenschäden sind nur einige der gesundheitlichen Komplikationen, die mit Diabetes einhergehen können. Daher ist es umso wichtiger, sich frühzeitig mit Präventionsmaßnahmen wie Bewegung und gesunder Lebensführung zu beschäftigen, um den Blutzuckerspiegel unter Kontrolle zu halten und langfristige Schäden zu vermeiden.
Ein Anstieg des Blutzuckerspiegels nach einer Mahlzeit ist ganz normal und nicht sofort besorgniserregend. Entscheidend ist jedoch die Geschwindigkeit des Anstiegs, die Höhe des Peaks und wie lange es dauert, bis der Blutzuckerspiegel wieder sinkt. Genau hier spielt Bewegung eine wichtige Rolle. Unsere Muskeln arbeiten wie ein Schwamm und ziehen den Zucker aus dem Blut, um ihn zu verbrennen.
Wenn wir uns nach einer Mahlzeit bewegen, aktivieren wir die Muskulatur, die dann Glukose aus dem Blut aufnimmt. Diese Aktivität hilft, den Blutzuckerspiegel schneller und effizienter zu senken. Ein Spaziergang von nur 10 bis 15 Minuten nach dem Essen kann bereits einen merklichen Unterschied machen. Regelmäßige Bewegung verbessert die Insulinsensitivität und unterstützt den Körper dabei, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten.
Nicht nur Ausdauertraining, sondern auch Krafttraining spielt eine wichtige Rolle. Durch Krafttraining vergrößern sich die Glykogenspeicher in den Muskeln. Eine größere Muskulatur kann mehr Glykogen und Glukose speichern, was den Körper entlastet. Normalerweise speichert die Leber den Großteil der Glukose, aber bei übermäßigem Glukoseangebot, das nicht durch Bewegung verbraucht wird, wird die Leber überfordert. Dies kann zur Verfettung der Leber führen und im schlimmsten Fall zu einer Leberzirrhose.
Ein weiterer wichtiger Faktor für die Blutzuckerkontrolle ist der Schlaf. Mangelnde Regeneration, schlechter Schlaf und Stress lassen den Blutzuckerspiegel ansteigen, da der Körper sich auf eine vermeintliche Anstrengung vorbereitet. Interessanterweise verbrennen wir bei schlechtem Schlaf zwar die gleiche Menge an Energie, jedoch viel weniger aus Fetten und viel mehr aus Muskelglykogen, was einem Kannibalismus des Körpers ähnelt. Um den Schlaf zu verbessern und den Blutzuckerspiegel zu stabilisieren, ist es ratsam, 3-4 Stunden vor dem Zubettgehen nichts mehr zu essen. Ein Spaziergang vor dem Schlafengehen kann helfen, die bereitgestellte Energie in Bewegung umzusetzen. Zusätzlich können Entspannungstechniken wie Meditation den Stress reduzieren und zu einem besseren Schlaf beitragen.
Für Menschen mit Diabetes kann Bewegung daher besonders vorteilhaft sein, da sie hilft, Blutzuckerspitzen zu minimieren und langfristig die Blutzuckerkontrolle zu verbessern. Bewegung ist somit ein essenzieller Bestandteil eines gesunden Lebensstils und ein effektives Mittel, um die Auswirkungen von Diabetes zu managen. Egal ob es ein Spaziergang, Radfahren oder eine andere Form der körperlichen Aktivität ist – jede Bewegung zählt und trägt zur Gesundheit bei.
Es lohnt sich, das vollständige Interview von Dr. Ben Baak und Raissa Czepurnyi anzuhören, da dort noch detailliert auf folgende Punkte eingegangen wird:
- Bewegung nach dem Essen zur Regulierung des Blutzuckerspiegels
- Die Bedeutung der Nahrungsmittelzusammensetzung und die Reihenfolge der Nahrungsmittelaufnahme
- Der Einfluss von Schlaf und Stress auf den Blutzuckerspiegel
- Die Rolle des HbA1c-Wertes als Maß für den Langzeitblutzucker